Thonet Nr 4 – Café Daum

Aus dem Thonet Katalog von 1904

Der berühmteste Kaffehaussessel ist wohl die Nr 14 von Thonet. Ein Sessel der jedoch ebenso eng, oder gar noch enger, mit der Wiener Kaffeehauskultur verwoben ist, ist das Modell Nr 4, welches für mich eines der schönsten Rückenlehnmotive überhaupt aufweist. Thonet stattete hiermit das Café Daum am Kohlmarkt in Wien aus. Zunächst noch aus echtem Mahagoniholz gebogen, wurden diese im Café Daum ab 1876 durch neue, massiv gebogene Sessel ersetzt[1].

Auch der Konkurrenz entging der Entwurf nicht und so wurde fleißig kopiert.


Anzeige von Josef Neyger aus dem Jahr 1865 im Lotto Kalender
Aus dem Katalog von Kohn
Aus dem Katalog von Kohn. Hier versuchte man sich offenbar daran den Entwurf etwas abzuwandeln.

Ich kann aus meiner Sammlung zwei recht unterschiedliche Ausführungen des Nr 4 zeigen, die aber beide ihren eigenen Charme haben. Zunächst eine rechte frühe Fertigung, die noch mit der steifen Rückenlehne ausgeführt ist. Sie verfügt über den naturfarbenen Stempel „Thonet“, wurde vermutlich also um 1880 gefertigt.

Außerdem besitze ich noch einen deutlich später gefertigten Nr. 4. Was diesen besonders macht ist die kirschfarbene Holzbehandlung, die nur für den amerikanischen Markt angeboten wurde.

Deutlich ist zu sehen, wie sich die Rückenlehne in ihrer ergonomischen und somit wesentlich bequemeren Form unterscheidet. Außerdem sind die optional bestellbaren Seitenverbindungen angebracht und der Sitzrahmen im Bereich der Vorderbeine verstärkt.

[1] Michael Thonet ein Gedenkblatt aus Anlass der hundersten Wiederkehr seines Geburtstags, 2. Juli 1896, S 19

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