Die Nr 31 ist zwar ein aus meiner Sicht sehr schönes, wenn auch nicht besonders selten zu findendes Modell. Dies liegt vermutlich daran, dass es erst seit der Zeit der industriellen Massenproduktion von Thonet gefertigt wurde.

Dieser Nr 31 trägt die zweite Schutzmarke und den mit weißer Farbe hinterlegten Stempel „Thonet“. Er stammt somit aus der Zeit um 1881. Was ihn besonders macht, ist der „Stiefelzieher“ der zusätzlich an der Unterseite angebracht wurde.

Wer sich Kataloge von Thonet ansieht, wird bemerken, dass mit den Jahren immer mehr Extras angeboten wurden, die gegen Aufpreis an den Sesseln angebracht werden konnten. In meinem Beitrag „Wie erkenne ich einen echten Thonet?“ habe ich bereits die Seitenbügel erwähnt. Besonders interessant finde ich jedoch jene Extras, die nicht die Stabilität des Sessels positiv beeinflussen, sondern dem Komfort des Sitzenden dienen sollen.

Bei den Hutdrähten ist es offensichtlich welchem Zweck sie dienen. In einer Zeit als es noch en vogue war, dass Herren Hut trugen, stellten die Drähte eine praktische Ablage dar. Weniger offensichtlich ist jedoch der Zweck des „Stiefelziehers“.
Glücklicher Weise hat Thonet in einem seiner Kataloge die Anwendung für uns illustriert:

Ich selbst habe den „Stiefelzieher“ noch nie ausprobiert, allerdings trägt heute auch kaum noch jemand derartige Stiefel, außer man ist im Reitsport aktiv. Insgesamt wird es auch einiges an Gegendruck erfordern, damit der Sessel, beim Versuch einen fest sitzenden Stiefel auszuziehen, nicht wegrutscht oder umfällt. Der „Stiefelzieher“ wirkt somit alles andere als praktisch. Weshalb fraglich ist, ob dieses extra häufig geordert wurde. Ich habe bisher auch noch keinen zweiten Sessel mit diesem extra gesehen.